Robert Bontine

By Christopher Columbus Andrews

Robert Bontine - Christopher Columbus Andrews
  • Release Date: 2021-01-21
  • Genre: Literary Fiction

Description

Es schien, als ob das Gewitter sich in wenigen Minuten zusammengezogen hätte. Den ganzen Tag war das Wetter wunderschön gewesen, warm und sonnig. Es war schwer zu entscheiden, ob der Himmel oder das Meer tiefer blau sei, — an ersterem zeigte sich kaum ein Wölkchen, auf der Meeresfläche kaum eine schaumgekrönte Welle. Dann war plötzlich die Sonne verschwunden, große, schwarze Wolkenbänke schoben sich über die zackigen Bergkuppen, hinter denen sie versanken, und See und Himmel waren grau. Ein fahler Blitz zuckte am Horizont auf, ein dumpfes Donnerrollen unterbrach die schwüle Stille, und schwere Regentropfen begannen zu fallen. Sie rauschten schneller und schneller hernieder, und der Wind erhob sich in heulenden Stößen, als freue er sich des gestörten Friedens in der Natur.
»Das ist angenehm! Im Umkreis einer Meile allem Anschein nach keine menschliche Behausung, und dabei ein Gewitter! Sehr angenehm in der Tat!«
Bei diesen laut gesprochenen Worten blieb der, der sie sagte, stehen, um den Kragen seines leichten Oberrockes in die Höhe zu schlagen. Auf der breiten, ebenen Fläche, die sich vom Rande der Klippen herüberzog, war kein lebendes Wesen außer ihm zu erblicken, noch irgendein Gebäude, das ihm Obdach hätte gewähren können.
Er beugte den Kopf tiefer, als ihm der Wind den Regen ins Gesicht trieb, und eilte schnelleren Schrittes auf dem unebenen Fußpfade, den er seit einer Stunde verfolgt hatte, weiter. Aber sein Fuß zauderte plötzlich, als ob der Donner, der über seinem Haupte krachte, ein Schuß gewesen wäre, der unmittelbar an seinem Ohre abgefeuert worden.
»Kehren Sie um!« rief eine Stimme laut hinter ihm. »Sie finden weit und breit kein Obdach und werden bis auf die Haut durchnäßt werden! Hierher! Schnell!«
Der Angeredete wandte sich jäh um. Eine kleine Strecke hinter ihm, ungefähr in der Mitte zwischen dem Fußweg und dem steil abfallenden Rande der Klippe, stand eine weibliche Gestalt neben einigen hohen Ginsterbüschen und Farnkraut. Als er einen Augenblick stehen blieb und sie schier verwundert anstarrte, winkte sie ihm gebieterisch mit der Hand.
»Schnell!« rief sie ungeduldig. »Ich werde sonst auch noch naß! Beeilen Sie sich, der Regen wird bald noch schlimmer werden als jetzt.«
Er lief über den kurzen, schlüpfrigen Rasen, ihrem herrischen Befehle folge gebend. Als er bei ihr anlangte, versank sie plötzlich und verschwand unter dem nassen Gestrüpp.
»Kommen Sie herein!« klang es jetzt in dumpfem Tone aus der Tiefe herauf. »Seien Sie vorsichtig — es kommen drei Stufen. Aber fallen können Sie nicht.«

Er schob die Blätter beiseite und folgte ihr. Ein Lichtschein, der zu hell war, als daß er durch das Laub hätte fallen können, zeigte ihm das kleine höhlenähnliche Loch in der Klippe, in das er auf diese Weise Zutritt erlangt hatte, und die drei unebenen Felsstufen, neben denen sie stand. Er war ein hochgewachsener Mann und mußte sich deshalb bücken, um nicht gegen das niedrige Dach zu stoßen, während er vorsichtig hinabstieg. Sie lachte.
»Es ist nicht sehr hübsch hier unten,« meinte sie, »aber es ist doch dem Naßwerden vorzuziehen. Geben Sie mir lieber die Hand, sonst möchten Sie straucheln — der Boden ist so uneben. Warten Sie einen Augenblick! Hören Sie nur, wie es regnet! Ich wußte, daß es noch schlimmer werden würde.«
Sie hatte recht gehabt. Der Regen rauschte in Strömen herab und prasselte auf den Felsen nieder. Aufhorchend wandte er seiner Gefährtin das Gesicht zu, aber er konnte das ihre kaum in schwachen Umrissen erkennen. Der helle Lichtschein, der von unten kam, fiel nur bis auf die Hand, mit der sie die seinige ergriffen hatte.